Was wir Frauen auf dem feministischen "Wut-Pendel" einfach nicht sehen können ...
Umso mehr eine Frau in ihre männliche Energie rutscht, umso anstrengender wird der Alltag und auch Beziehungen für sie, da sie innerlich gegen ihren eigenen Flow schwimmt. Es fängt schon früh an, dass wir auf Druck und Stress ausgerichtet werden: unsere Eltern, die Generation, die sich entscheiden mussten, neue Systeme aufzubauen, um endlich die Freiheit leben zu können, die Ihnen versagt wurde, sitzen uns im Nacken:
Was MACHST du jetzt?
Und was machst du dann?
Okay ja gut - und wieder wird die Angst nach unten gedrückt und alle sind beruhigt.
Der Kapitalismus will viel von uns und wir werden ohnmächtig darüber, was wir alles wollen könnten: nach Mallorca für 12,99€ - vielleicht wäre der Traum vom Auswandern doch realer, wenn wir es einfach endlich mal machen:
*** DON'T WAIT - LETS GO - CHASE YOUR DREAMS ***
Wir sollen eine Vision haben, eine Familie, Dream Big, sollen lieb sein, nett, immer perfekt, gutgelaunt, alles in der Balance, natürlich aber auch kreativ, charmant, künstlerisch begabt, nicht doof und kein Pfund zu viel auf den Rippen. Obwohl stop: Love yourself. (aber kein Stress damit, erstmal eine Morgenroutine. Puh.)
Wir sehnen uns nach Schutz und Führung von der männlichen Seite und sind verwirrt, wenn sich das Glück dann doch nicht einstellt, da WIR uns ihm unterbewusst entgegenstellen. Wir überfordern uns mit unseren Wünschen: Es ist anstrengend, im kapitalistischen System einem falschen Selbst gerecht zu werden, da es sich durch die Beziehungsmuster zieht, wie ein unwillkommenes Gespenst:
Wir wissen nicht mehr, was wir fühlen und dann wissen wir auch nicht mehr, was wir wollen.
Im Zweifelsfall beziehen wir uns dann halt auf die Gender Pay Gap, anstatt selbst klar Position zu beziehen.
Wir können nicht mehr auf Männer zeigen und ihn entmannen, wenn wir nicht verhandeln können: egal ob in Beziehungen oder im Job. Die Zeiten sind echt vorbei. Wake up Ladys! Die Frau muss zur Seite schwimmen, damit der Mann seine Männlichkeit auch an ihr entwickeln kann. Der Machtkampf der Geschlechter ist einfach zu anstrengend für beide Seiten. Wir sind es, die Männer in dieser Welt zu Männern machen und können uns danach nicht gegen ihn verdrehen.
Obwohl es in keinem Buchladen eine Abteilung für "Männerliteratur" gibt, würde es vielleicht auch darüber, wenn es sie gäbe, kaum Diskussion von der männlichen Seite geben. Ist halt so. Männersaunas gibt es ja auch nicht: Wohingegen Frauen in der Zwischenzeit schon 50 Podcasts geführt haben, ob Frauenliteratur jetzt zu verkitscht, zu pink, oder doch nicht aufgeklärt genug klingt, weil "Powerfrauen" sind wir ja doch!
Sich danach aber selbst wieder infrage stellen und wieder rechtfertigen. Halleluja, schon gehts wieder los und alle machen mit!
Wird der Mann passiver, aus der Angst, etwas falsch zu machen, da die emanzipierte Frau, ihm im Zweifelsfall doch ihre toxische Scham auf dem Pendel rüberschiebt, ohne es zu merken?
"I came in like a wrecking ball ... "
Wir Frauen sehen nicht, was wir machen, wenn wir die Rechnung beim Date übernehmen, die Tür am besten selbst aufhalten, für alles immer eine Lösung haben wollen und ihn dann vielleicht sogar bemuttern.
Die Scham "nicht gut genug zu sein", mit der wir kämpfen und die wir dann auf unseren Partner projizieren und entladen, hindert uns daran, unser wahres Selbst zu leben. Sie durchdringt unser Leben, unsere Gesellschaft und treibt uns an. Dabei können wir das Pferd nicht von hinten aufzäumen. Der Weg in unsere Freiheit führt nach innen, über unsere Mitte und das darf dann natürlich auch vertreten werden. Wenn der Anzug des Mannes zu eng wird, den wir uns selbst angelegt haben, dürfen wir uns von dem falschen Selbst befreien und für uns eintreten.
Dein authentisches Selbst wusste immer, wohin es geht, was du dir wünscht und wer du bist.
Deine Marie